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Landschaft, Sabine Wilhelm-Stötzer

Villa Eugenia, Hechingen

Landschaft im übergeordneten Sinn ist (auch) das Thema der Bilder von Joachim Wörner. Es sind Landschaftseindrücke von Reisen oder auch von der schwäbischen Alb. Auch er stellt nicht das Abbildhafte in den Vordergrund, sondern gewonnene Eindrücke und Empfindungen setzt er frei um, ohne sich an das Vorbild direkt zu halten. Dies könnte man mit dem Improvisieren im Jazz vergleichen.

Die Vorstellung, dass die Kunst eben kein bloßes Abbild der Natur sein dürfe, sondern vielmehr das Wesen zu zeigen habe, also eine Idee verwirklichen soll, ist kein neuer Gedanke. Die abstrakten Bilder von Joachim Wörner geben ein Kräfteverhältnis der Beziehung des Künstlers mit dem Objekt Landschaft wieder. Sie zeigen Gesehenes, Gefühltes und machen Verwandeltes sichtbar.

Joachim Wörners Bilder beziehen sich auf das Geomorphologische der Landschaft. Das was der Landschaft innewohnt, wie sie entstand und wie sich ihre Gestalt formte. In seinem Balinger Atelier lässt er die Landschaft noch einmal auf der Leinwand entstehen. So werden Farbschicht über Farbschicht gelegt, bis er den Prozess für sich als abgeschlossen hält, bis er für das eine Bild seine Lösung gefunden hat.

Dieses Schicht für Schicht sich entstehen lassen, ähnelt dem organischen Ablauf in der Natur. (Die Oberflächenstruktur zeigt diese Spuren auf, wie Farbe z.B. über den Bildrand gelaufen ist..) Auch hier ist die Zeit in die Malerei eingeflossen und wird durch Farbschichtungen sichtbar. Das prozeßhafte Vorgehen entspricht direkt dem Strukturaufbau der Landschaft, wie sie vor Tausenden von Jahren zusammengeschoben wurden, erodierte, ausgewaschen wurde, verkarstete. Einige Farbgerinnsel erinnern in diesem Zusammenhang an Versteinerungen, Abdrücken von maritimen Wesen einer vergangenen Zeit.

Nicht das Erhabene der Landschaft, sondern die Naturerfahrung, die Naturgewalten  und die Vorstellungen des Werdens und Vergehens werden in diesen Bildern sichtbar gemacht.  Sie erzählen von geronnener Zeit und Plötzlichkeit, Licht und Düsterkeit, Riesig- und Rissigkeit.

Neben der Malerei präsentiert Joachim Wörner Plastiken. Sie erscheinen als komprimierte versteinerte Farbhaufen (cluster). Vielleicht sind es auch erloschene Kometen dieser Bildwelten? Joachim Wörner zeigt uns hier in Hechingen neue Bilder, die alle dieses Jahr entstanden sind. Manche Formate erwecken den Eindruck eines Panoramablickes bei manchen Bildern könnten wir uns zigfache Vergrößerungen von Landschaftsdetails vorstellen. Meistens tragen die Arbeiten  keinen Titel so hat der Betrachter einen individuellen Zugang zu den Bilder und kann sie frei assoziieren mit seinen eigenen Seherfahrungen.

Selten werden wir konfrontiert mit einem so dramatischen Farbspektakel oder auch mit  romantisch, melancholischen Stimmungen.  Die Bilder von Tanja und Joachim Wörner erreichen uns und unsere Sinne und spiegeln sich in uns wieder. Es ist diese paradoxe Situation des Wiedererkennens des Bekannten und Entdecken eines Neuen gleichermaßen und gleichzeitig, die den Betrachter in Spannung hält.

 

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